Die Wahrheit ist eine Waffe, aber im Moment richtet sie sich vor allem gegen Wonder Women selbst. Es stimmt, was Strife behauptet: Zeus ist Wonder Womans Vater. Die Königin der Amazonen, Hippolyta, gibt die Affäre mit dem König der Götter zu. Für Diana bricht damit eine Welt zusammen. Alles, was sie bisher über sich wusste, scheint eine Lüge. Desillusioniert verlässt sie Paradise Island, um die Amazonen von ihrer Schande und dem männlichen Götterboten zu befreien, den sie zu den Amazonen brachte.
Während Diana versucht, mit dieser neuen Wahrheit klarzukommen, sinnt Hera, die Königin der Götter und Ehefrau von Zeus, auf Rache an Hippolyta.
Dann sind da sind noch die Brüder von Zeus, Poseidon und Hades, die die Abwesenheit des Königs nutzen wollen, um selbst die Herrschaft des Himmels zu erlangen. Ein Zweikampf, den Wonder Woman und ihre Freunde nutzen wollen, um Zola vor Heras Blick zu schützen.
Was hat die neue Wonder Woman Serie für Furore gemacht? Nach den von den Fans zum Teil kritisch betrachteten Vorankündigungen zu Serie, gelang ein gelungener Neustart von Wonder Woman unter Brian Azzarello und Cliff Chiang.Bei #5 und #6 von Wonder Woman kann man nun bestaunen, dass die Serie deutlich an Kraft verliert, wenn Chiang nicht mehr für die Zeichnungen verantwortlich sind. Tony Akins gibt sich zwar alle Mühe, die Designs von Chiang zu übernehmen, aber es fehlt einfach das gewisse „Etwas“.
Das führt zu der Handlung der Geschichte. Im Laufe der 5 Ausgaben entwickelt sich Wonder Woman zu einer Queste. Ging es zunächst darum, Zola vor Hera in Sicherheit zu bringen, muss die junge Mutter am Ende wieder gefunden werden. Dabei stößt Diana auf immer neue Verwandte und erfährt immer mehr brutale Wahrheiten über die Amazonen. Es ist eben eine Horrorgeschichte, die Brian Azzarello hier erzählt.
Das Problem ist, dass man mittlerweile das Gefühl hat, die Geschichte könnte irgendwie im Sande verlaufen. Nach Hera und Amazonen sind nun Hades und die Hölle die Themen. Und dann? Das ganze fühlt sich langsam wie eine Wiederholung der „Odyssee“ unter JMS an – nur dass man hier bisher eine bessere Handlung hinlegt.
Azzarello schreibt eine düstere und interessante Geschichte, das ja. Aber er schafft damit eben auch einen neuen Status Quo. Was wird bleiben, wenn sein Handlungsbogen vorbei ist, wenn er selbst Wonder Woman verlässt? Die Amazonen sind mal wieder ausgelöscht (ironischer Weise dann auf beiden Parallel-Welten, die DC im New52 derzeit im Angebot hat) und Wonder Woman ist hier mehr damit beschäftigt, sich mit ihrer Familie herumzuschlagen, als eine Superheldin zu sein.
Überhaupt, Heldinnen. Dass Brian Azzarello ein Bild von den Amazonen entwirft, das vielen Fans gehörig auf den Magen schlägt, sollte mitbekommen haben, wer im Netz aktiv ist. Verständlich, denn friedliebende Amazonen, die für Ehre und Gleichheit kämpfen, kommen wohl nur noch in Cartoons vor. Aber auch Wonder Woman überschreitet hier Grenzen, die vor Kurzem noch zu Aufschreien unter den Fans geführt hätten. Als sie Zola vor zwei Zentauren rettet, gibt es im wahrsten Sinne des Wortes ein Blutbad.
All das wäre zu ertragen, wenn es sich um eine abgeschlossene Serie, eine Wonder Woman Grafic Novel wie „Batman: The Long Halloween“ handeln würde. So muss man sich bei der Lektüre immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass all das nun zu Wonder Woman gehören soll. Diana, Tochter von Zeus und letzte Amazone. Zola, die wahrscheinlich die nächsten fünf Jahre schwanger sein wird, wenn die Handlung so weitergeht. Amazonen, die selbst ihre Schutzgöttin Hera hintergehen. Azzarellos Götter mögen vielleicht etwas moderner sein, als die unter Greg Rucka. Aber komplett neu ist das nicht, was er da liefert. Noch ist es interessant, aber mittlerweile fragt man sich beim lesen doch, wo das alles enden soll. Wonder Woman als Horror-Soap ist nicht gerade das, was ich von der Serie erwartet habe – aber im Moment scheint genau das die Richtung zu sein, auf die die Serie zusteuert.
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