Gratis Comic Tag 2012: Gutes aus dem Hause Reproduktiv – Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An

15 Mai

Am Gratis Comic Tag 2012 hat der Reprodukt Verlag einen ganzen Band seiner Serie „Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An“ ins Heftformat umgewandelt und gratis verteilen lassen. So viel Großzügigkeit wird mit einer Rezension belohnt und kleiner Spoiler am Anfang: auch dieser Comic ist wieder sehr gut.

Die Jungfrau im Freudenhaus

Paris, 1930: Die Schwestern Agathe und Blanche arbeiten als Zimmermädchen in einem Haus, dass früher sicher mal vornehm war, inzwischen aber unter der nahen Metro leidet. Das Nachbarhaus wurde schon zugemauert. So kommt es, dass eines Abends, als Agathe mit ihrer Freundin tanzen ist, Blanche durch einen der Risse in der Wand die Schreie einer Frau hört. Als sie den Spalt vergrößert und durch das Loch sieht bekommt sie mit, wie zwei Männer eine Frauenleiche entsorgen. Blanche wird klar, dass sie neben dem „Schlächter“ wohnt, der Frauen angeblich auf dem Heimweg von den Tanzlokalen am Stadtrand auflauert.

Als Agathe nach Hause kommt, will sie ihrer Schwester die Schauergeschichte nicht abnehmen, schaut aber pflichtbewusst durch das Loch in der Wand – und wird erschossen. Als wenig später die Polizei eintrifft, hat irgendjemand Agathe eine Waffe in die Hand gedrückt und ihr Tod wird als Selbstmord abgetan. Aber da haben die Mörder die Rechnung ohne Blanche gemacht. Sie verfolgt die Spur der Mörder ihrer Schwester bis in eines der Pariser Edelbordelle und schafft es, dort eine Anstellung zu finden. Die Jungfrau wird zu Domina.

Innere Werte

Marie Pommepuy und Sébastien Cosset, besser bekannt als Kerascoët, liefern mit Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An ihre erste Serie, die in Zusammenarbeit mit Szeneristen Hubert entstand. Die Serie zeichnet sich optisch durch den typischen Zeichenstil von Kerascoët aus, der oft etwas niedlich und Cartoonhaft wird, dabei aber sehr detailreich und stimmungsvoll ist und es ab dem ersten Panel schafft, einen in das Paris der 30er Jahre zu versetzten.

Die Handlung ist ein knallharter Krimi um eine Frau, die an einem ziemlich ungewöhnlichen Ort nach den Mördern ihrer Schwester sucht. Dabei ist die Geschichte längt nicht so brutal, wie das Meisterwerk der beiden, Jenseits. Immer wieder gibt es auch komische Momente, so z.B. wenn Blanche ihren ersten Auftritt als Domina hat.

Die Serie gibt zudem interessante Einblicke in das Leben der einfachen Bevölkerung von Paris jeder Zeit und weiß mit interessanten Details aufzuwarten.

Der erste Teil von „Fräulein-Rühr-Mich-Nicht-An“ entführt in eine andere Welt und macht wirklich Lust auf mehr. Es ist ein dunkler Comic, der aber auch seine entspannten Momente hat und damit eine herrliche Mischung schafft. Kerascoët ist ein Name, den man sich wirklich merken sollte, wenn man nach guten, anspruchsvollen Comics Ausschau hält. Nach diesem ersten Teil ist es wirklich nicht schwer, nicht süchtig nach dieser Serie zu werden. Dank an Reprodukt, dass sie auf diese Serie aufmerksam gemacht haben – sie hat es wirklich verdient!

Mehr zur „Jungfrau im Freudenhaus“ beim GratisComicTag und auf den Seiten von Reprodukt (mit Leseprobe).

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